Draussen mit Claussen: ein RefLab-Podcast

Draussen mit Claussen: ein RefLab-Podcast

Die Kultur der Gegenwart ist voller Religion

Claudia Jetter: Evangelikale Frauen – einflussreich und unbekannt

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Das Bild, das wir uns vom US-amerikanischen Protestantismus machen, ist stark Trump-fixiert. Unter Evangelikalismus verstehen die meisten Europäer heute eine fundamentalistische, frauenfeindliche religiös-politische Massenbewegung. Dabei kann man über den Evangelikalismus auch anderes berichten – zum Beispiel von sehr wirkmächtigen Frauen.

Diese Frauen-Geschichten aus den vergangenen 200 Jahren können uns helfen, ein differenziertes Bild von US-amerikanischer Religion zu gewinnen – das hätte auch Folgen für unser Selbstverständnis im europäischen Christentum. Die Amerikanistin und evangelische Theologin Claudia Jetter (Berlin) hat intensiv zu evangelikalen Frauen geforscht und kann erstaunliche, beeindruckende, aber auch zwiespältige Geschichten erzählen.

Eric Nussbaumer: Als Christ Politik machen – wie geht das? (Podcast-Festival)

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Es gibt diese Dauerdebatte in Deutschland wie in der Schweiz: «Soll die Kirche politisch sein?» Meist bleibt dabei unklar, wer hier überhaupt mit «Kirche» oder «Politik» gemeint ist. Viel interessanter ist es, mit einem konkreten Menschen zu sprechen, der beides zugleich ist: Christenmensch und politischer Akteur.

Eric Nussbaumer engagiert sich seit mehr als zwei Jahrzehnten in der Schweizer Politik. 2024 war er Präsident des Nationalrates. Aber seine ersten Impulse, sich für das Gemeinwesen zu engagieren, empfing er in der Jugendarbeit seiner methodistischen Kirchengemeinde. Wie versucht er heute, das Christliche mit dem Politischen zu verbinden? Wo gelingt es ihm? Wo bleiben Widersprüche? Die politische Arbeit ist nicht einfacher geworden, auch in der Schweiz bewegt sich vieles in Richtung «Kampagnen-Demokratie». Nachdenkliche, vermittelnde Stimmen habe es zunehmend schwer. Umso wichtiger sind sie.

Mateo Kries: Design und Religion (was uns die Shaker heute lehren)

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Im grandiosen Vitra Museum in Weil am Rhein, mitten im Dreiländereck Schweiz-Deutschland-Frankreich, gibt es noch bis Ende September eine grandiose und ziemlich religiöse Design-Ausstellung zu sehen. Gezeigt werden Alltagsgegenstände und Kunstwerke, die die Shaker vor allem im 19. Jahrhundert geschaffen haben – Design war für sie ein Ausdruck ihres Glaubens, ihrer Lebenshaltung.

Warum das Design dieser winzigen (und heute fast ausgestorbenen) evangelischen Freikirche so weltberühmt ist, wer die Shaker überhaupt waren, was für eine Spiritualität sich in ihren Stühlen, Dosen, Besen und Schränken ausdrückt – und nicht zuletzt – was dies für die Kunst der Gestaltung heute bedeutet – darüber spreche ich mit Mateo Kries, dem Direktor des Vitra Museum.

Simon Kuntze: Erfahrungen und Gespräche in der West Bank

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Wer sich über die Lage in Israel informieren möchte, hat viele Möglichkeiten. Aber wie ist die Situation zum Beispiel in der West Bank? Was denken und empfinden Palästinenser angesichts des Kriegs im Gaza-Streifen oder über ihre eigenen Konflikte mit der israelischen Regierung und radikalen jüdischen Siedlern? Wie ist überhaupt ihr alltägliches Leben? Davon hört man sehr wenig, aus mehreren Gründen.

Zum Glück war mein Kollege Simon Kuntze gerade in der West Bank und hat mit vielen Menschen gesprochen. Er arbeitet im Berliner Missionswerk und ist dort für den Nahen Osten zuständig. Jenseits der üblichen medialen Frontstellungen erzählt er von seinen Erlebnissen und Wahrnehmungen. Das wirft ein anderes Licht auf die Debatten, die wir hier in Europa führen.

Yannic Han Biao Federer: «Ohne meine Trauer wäre ich ärmer»

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Der Kölner Autor Yannic Han Biao Federer hat gerade ein sehr berührendes Buch veröffentlicht. In «Für immer seh ich dich wieder» erzählt er von einem großen Unglück, das seine Freundin und ihn getroffen hat: Wegen einer seltenen Komplikation starb ihr erstes Kind im Mutterleib. Da die Schwangerschaft schon sehr weit fortgeschritten war, musste Gustav Tian Ming geboren werden. Den Eltern blieb nur eine sehr kurze gemeinsame Zeit mit ihrem toten Kind.

Davon erzählt Federer auf kunstvolle Weise schnörkellos und intensiv. Im Gespräch berichtet er, wie dieses Buch entstanden ist und was es seiner Freundin und ihm bedeutet: Sie waren fassungslos, aber dieses Buch ist der Versuch, für das Erlebte «eine Fassung zu finden». Wir sprechen auch darüber, was sein Buch – hoffentlich – Leserinnen und Lesern gibt – besonders denen, die Ähnliches erlebt haben. Man nimmt bei der Lektüre nicht nur Anteil an einem Unglück, das andere getroffen hat, sondern man erfährt auch, wie man selbst mit einer tiefen Trauer leben kann, was die Gemeinschaft mit anderen bedeutet, wie man einander hilft, wie man sich verwandelt. Besonders interessant fand ich, wie sich Federers Verhältnis zum christlichen Glauben sowie zu den religiösen Traditionen seiner chinesisch-indonesischen Familie in dieser Zeit verändert hat.

Olivia Gnauert: Wie viel Handy ist zu viel?

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Alle reden von Handysucht. Aber was ist das eigentlich? Das Phänomen ist neu und entfaltet eine extreme Dynamik. Es stehen machtvolle Kräfte dahinter. Zum Glück haben sich die psychologische Wissenschaft und die Psychotherapie des Themas intensiv angenommen. Hier geht es nicht um schnelle, manchmal überdramatische Urteile.

Vielmehr wird versucht, die Begriffe zu klären, die Phänomene genau zu beschreiben, um dann therapeutische Angebote zu entwickeln und einen gesunden Umgang mit neuen Medien zu ermöglichen. Letzteres ist unerlässlich, denn eine Internet-Abstinenz wird es nicht mehr geben. Wie also geht ein zufriedenes Leben mit Handy und Internet. Das erklärt die Psychologin Olivia Gnauert.

Henning Flad: Neue Entwicklungen beim deutschen Rechtsextremismus – ein Update

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Mit Henning Flad von der «Arbeitsgemeinschaft Kirche + Rechtsextremismus» hatte ich schon zwei Podcasts aufgenommen, die sehr gut aufgenommen worden sind. Dieses Mal habe ich ihn danach gefragt, welche neue Entwicklungen und Dynamiken er bei den Rechtsradikalen innerhalb und außerhalb der AfD wahrnimmt – und wie sich das im internationalen Vergleich ausnimmt.

Überrascht hat mich, dass er eine Wiederbelebung der Neo-Nazi-Szene feststellt. Zugleich analysiert er sehr eindrucksvoll die Radikalisierung der AfD, die sich zwar äußerlich von den alten Neo-Nazis abhebt, inhaltlich aber immer schärfe Töne anschlägt. Das zeigt sich auch einer entschiedenen Kirchenfeindlichkeit. Doch belässt Henning Flad es nicht dabei, gefährliche Dynamiken freizulegen. Er hat auch ein paar Hoffnung spendende Hinweise bereit.

Stephan Jütte: Direkte Demokratie auch für Deutschland?

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Es ist ein hochaktuelles politisches (aber nicht tagespolitisches) Thema: Die Demokratie hat ein Repräsentanz-Problem. Das heißt: Zu viele Menschen fühlen sich von den politischen Parteien und Amtsinhabern nicht vertreten. Demokratische Parteien sollen der politischen Meinungsbildung und Entscheidungsfindung dienen, aber immer weniger Menschen engagieren sich in Parteien. Die Folge: Politik und Bevölkerung entfremden sich voneinander. Das ist eine gefährliche Entwicklung.

So stellt sich die Frage, ob man die repräsentative Demokratie nicht ergänzen sollte um Formen der direkten Volksbefragung und -entscheidung. Von Deutschland aus blickt man da neugierig, neidisch oder ungläubig auf die Schweiz, wo es all dies schon seit langer Zeit gibt.

Stephan Jütte erklärt und diskutiert, wie Volksbeteiligung in der Schweiz funktioniert und was Deutschland sich davon abschauen könnte. Wer regelmäßig bei Reflab zu Gast ist, kennt Stephan. Für die anderen: Stephan ist Theologe, Blogger und Podcaster, früher beim RefLab, heute bei der Evangelisch-reformierten Kirche Schweiz.

Anita Haviv: Ziviles Engagement in Israel

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Natürlich kann man einiges über die Lage in Israel und den palästinensischen Gebieten aus den Medien erfahren. Aber es ist doch zu wenig, zu einseitig in der einen oder anderen Richtung. Zugleich sind durch den Krieg Möglichkeiten zur Begegnung abgeschnitten. Aber wie geht es Menschen in Israel – tief verletzt durch das Terrorpogrom der Hamas, schwer verunsichert durch das Versagen von Militär und Sicherheitsorganen, in grosser Sorge um die eigene Sicherheit, viele auch zunehmend kritisch gegenüber der Kriegsführung der eigenen Regierung – was heißt das für das eigene Leben? Und wie schauen sie auf den Antisemitismus in Europa?

Darüber spreche ich mit Anita Haviv, die seit 1979 in der Nähe von Tel Aviv lebt und seit vielen Jahrzehnten Begegnungen zwischen Deutschen und Israelis gestaltet. Sie kennt also sehr genau die unterschiedlichsten Positionen und Perspektiven. Jetzt hat sie ein überaus lesenswertes Buch mit dem Titel „Solidarität heißt Handeln“ veröffentlicht, das in 17 Interviews mit sehr unterschiedlichen, ganz normalen Menschen zeigt, wie die israelische Zivilgesellschaft auf das Massaker vom 7. Oktober 2023 reagiert hat. Man kann es sehr günstig bei der Bundeszentrale für politische Bildung beziehen. Es öffnet den Blick für ein anderes Israel als das der Vorurteile und hält einige Inspirationen für das eigene Leben in der Schweiz oder in Deutschland bereit.

Nachtrag des RefLab-Teams: In diesem Beitrag bilden wir eine engagierte und kritische Stimme aus Israel ab. Auch das Leid der Bevölkerung in Gaza geht uns nahe und wir werden versuchen, diese andere Seite des Konflikts bald mit einem weiteren Gespräch abzubilden.

Hier gibt es auch eine weitere Folge vom RefLab zum Krieg in Nahost. ¨
Für reformiert. schrieb die freie Journalistin Karin A. Wenger zuletzt eine Reportage über eine drusische Familie, die in einem Dorf im Norden von Israel mit der Angst vor Raketenangriffen der Hisbollah-Miliz lebt. Ihre Kollegin Stella Männer besuchte ein christliches Dorf in Libanon, in dem die Raketen der israelischen Armee einschlagen.
Hier reinhören:
https://www.reflab.ch/von-den-menschen-im-krieg-erzaehlen/

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Psychologists for Future: Seelisch gesund in der Klimakrise

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Die Klima-Krise ist nicht nur eine politische, technische und wirtschaftliche Großherausforderung, sondern auch eine psychologische. Wie gewinnen wir eine innere Haltung, mit der mir unser Leben und Handeln verändern können? Wie vermeiden wir, dass wir verhärten und gesprächsunfähig werden? Wie schützen wir uns vor Gefühlen der Vergeblichkeit und Sinnlosigkeit? Wie bleiben wir stabil, hoffnungsvoll und lebensfroh, obwohl wir um eine große Bedrohung wissen?

Solchen Fragen widmen sich die Psychologists for Future. Eine von ihnen ist Ines Walter, Psychotherapeutin in Berlin.

Über diesen Podcast

Die Kultur der Gegenwart ist voller Religion – ob es einem gefällt oder nicht. Das Gute daran: Es schafft Anlässe, mit ganz unterschiedlichen Menschen Gespräche zu führen. Über überraschende kulturelle Entwicklungen, tolle neue Kunstwerke oder aktuelle Konflikte. Nicht als journalistisches Frage-Antwort-Spiel, sondern als gemeinsames, ernsthaft-unterhaltsames Nachdenken. Alle zwei Wochen mit Johann Hinrich Claussen und immer einem anderen Gast.

von und mit Johann Hinrich Claussen

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