Ruth Conrad: Warum wir mit dem Predigen noch lange nicht am Ende sind
Sie gehört zu jedem evangelischen Gottesdienst, aber aus unerfindlichen Gründen war sie noch nie ein Thema in diesem Podcast. Nun gibt es einen guten Anlass, dies zu ändern. Ruth Conrad, Professorin für Praktische Theologie in Berlin, hat gerade ein Kompendium zur Homiletik veröffentlicht. Aber keine Angst, es ist kein kiloschweres Handbuch, sondern ein sehr gut lesbares Essay. Darin zeigt sie, warum die Predigt immer noch wichtig ist, was Menschen von ihr erwarten und was die Bedingungen für ihr Gelingen sind.
Als Motto dient ihr ein Satz des ukrainischen Schriftstellers Zhadan: „Das Herz der kleinsten Schwalbe ist stärker als der Nebel. Die Seele des hoffnungslosesten Vogels verdient unsere Sorge.“ Eine Predigt kann wie das Herz einer Schwalbe sein – ohne äußere Macht, aber voller Lebendigkeit, eine Kraft der Hoffnung. Die Predigt als Hoffnungsquelle zu bewahren, zu pflegen und zu lehren, ist für die Kirche unverzichtbar. Aber wie die Reaktion auf die Predigt von Mariann Budde zur Amtseinführung des neuen Präsidenten der USA gezeigt hat, kann sie auch viele Menschen jenseits der Kirchen ansprechen, anrühren, aufrütteln oder auch verärgern.
Fast komisch aber ist dieser Widerspruch: Es sind so viele feste und negative Klischees über die Predigt im Umlauf – das war übrigens schon früher so –, aber die tatsächliche Predigtkultur ist kaum erforscht. Die Predigt – ein unbekannter Kontinent? Es lohnt, ihn zu erkunden, um so eine eigene Haltung zum und beim Predigen zu entwickeln. Ruth Conrad gibt dafür wertvolle Denkhinweise.
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